Sorgenkind Yoschy
Rahden, am 13.04.2018: Yoschy ist leider verstorben. Es war ein sehr schwerer Schritt ihn gehen zu lassen, aber für Yoschy war es letzten Endes sicherlich eine Erlösung. Leider haben wir seine ständig wiederkehrenden Durchfälle nicht in den Griff bekommen. Er wurde immer dünner und immer schwächer und war in den letzten Tagen kaum mehr in der Lage zu laufen. Wir hoffen, dass es ihm nun besser geht 🙁
Eines kann ich zu Yoschys Geschichte gleich zu Anfang sagen: Er hat eine lange, sehr bewegte Geschichte und selbst jetzt beim Aufschreiben merke ich wieder, wie nahe mir sein Schicksal noch immer geht.
Die ersten Bilder die wir von Yoschy und seinen Leidensgenossen bekamen gingen mir wie ein Blitz direkt ins Herz. Collies aus einer Massentierhaltung, in absolut verwahrlosten Zustand, abgemagert bis auf die Knochen mit leblosen, stumpfen Augen und das alles hier in Deutschland, mitten unter uns….zu sehen auf den Bildern 4 und 5
Wir wurden damals vom Veterinäramt angesprochen und gefragt, ob wir einige Collies aufnehmen könnten. Es wurde eine Massentierhaltung aufgelöst und unter anderem gäbe es dort auch 7 Collies. Als man uns die Bilder zuschickte gab es natürlich keinerlei Überlegungen mehr, denn jeder sah auf den ersten Blick, dass diesen armen Geschöpfen geholfen werden musste und so nahmen wir am nächsten Tag die lange Autofahrt in Angriff und holten alle 7 Hunde ab.
Der Anfang war wirklich nicht leicht, denn alle Hunde waren in sehr schlechtem Zustand und mussten aufgepäppelt werden. Dies war mit Trockenfutter allerdings nicht möglich, da der Magen solche Nahrung gar nicht mehr verwerten konnte. So wurden die armen Collies über Wochen hinweg mit Flüssignahrung gepäppelt und langsam an normales Futter gewöhnt.
Zu Yoschy hatte ich von Anfang an ein besonderes Verhältnis. Er hatte sich einfach irgendwie in mein Herz geschlichen. Trotzdem beging ich damals einen riesengroßen Fehler und vermittelte ihn zu einem Ehepaar, als er sich körperlich wieder völlig erholt hatte. Ich hätte Yoschy bereits damals gern hier am Hof behalten, aber irgendwie sagte mir mein Verstand, dass dieser Hund doch eine Chance auf eine normale Familie hätte und ich ihn gehen lassen sollte. Es war sehr schlimm für mich, als er abgeholt wurde, aber immer wieder brachte mein Verstand mein Herz zum schweigen und so lies ich ihn gehen.
Hätte ich nur damals bereits auf mein Herz gehört, denn nach nur zwei Tagen in neuen Zuhause geschah das Unfassbare. Achtlos wurde die Haustüre offen gelassen und Yoschy entwischte in die Freiheit. Leider vergingen wieder zwei weitere Tage, bis man es endlich für nötig hielt uns Bescheid zu geben. Ich war völlig schockiert und fassungslos!! Das Wissen, dass mein Yoschy bereits seit Tagen irgendwo in einer wildfremden Gegend herum irrte brachte mich fast an den Rand der Verzweifelung.
Natürlich fuhr ich sofort los und begann mit der Suche, aber Yoschy war nach zwei Tagen längst verschwunden und wir hatten keinerlei Anhaltspunkte wo er wohl sein konnte.
Es begann eine ganz furchtbare Zeit. Nachdem wir ja keinen Anhaltspunkt hatten, haben wir Zeitungsanzeigen geschaltet. Riesengroße Anzeigen mit Bild von Yoschy und gefragt wer ihn gesehen hätte. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, als nach ca. 2 Wochen tatsächlich einige Rückmeldungen kamen und wir ungefähr wussten wo er sich aufhielt. Wir schalteten immer wieder Anzeigen und verteilten Handzettel in der Gegend, aber Yoschy schien uns irgendwie immer einen Schritt voraus zu sein. Wenn ich eine Rückmeldung bekam und natürlich sofort losfuhr, dann war er schon wieder weiter gezogen.
Allerdings konnte ich zu meiner großen Freude feststellen, dass Yoschy ganz offensichtlich ein Ziel hatte. Er lief nicht planlos durch die Gegend, sondern näherte sich Stück für Stück wieder unserem Hof. Für mich stand fest, er sucht uns…. er möchte nach Hause!!
Das spornte mich natürlich noch mehr an und so war ich wohl in dieser Zeit mehr auf der Suche nach Yoschy als sonst irgend etwas anderes. Alles andere war in den Hintergrund gerückt. Dann, nach fast 5 Wochen habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Durch den Hinweis eines sehr netten Bauern haben wir ihn gefunden. Er hatte sich auf dem Feld des Bauern ein großes Loch gegraben und schien sich dort eingerichtet zu haben.
Sehr erleichtert und total glücklich ging ich über das Feld geradewegs auf meinen Hund zu und war zugegebenermaßen sehr geschockt, als Yoschy aufsprang und vor mir die Flucht ergriff. Geschockt war ich auch über seinen Zustand, denn er war natürlich total dünn, schmutzig und er humpelte stark. Ich vermute, dass er irgendwann doch von einem Auto erwischt worden war.
Mir wurde bewusst, dass es nicht einfach werden würde ihn wieder nach Hause zu bringen, da er sich nicht einfangen lassen wollte und mir wurde auch bewusst, dass es aber langsam wirklich Zeit wurde, denn 5 Wochen ohne ordentliche Versorgung und mit einer verletzten Hinterhand sind lang genug.
Nun begann ich ihn jeden Tag mehrmals zu füttern und Yoschy hielt sich zum Glück auf seinem Feld. Er schien langsam zu schwach zu werden, um noch weiter nach seinem Zuhause zu suchen.
Nach ungefähr einer weiteren Woche fraß er so zuverlässig von meinem Futter, dass wir endlich eine Lebendfalle aufstellen konnten und er schien genauso erleichtert zu sein wie wir, denn es dauerte nur wenige Stunden bis der Bauer mich anrief und sagte, dass der Hund in der Falle auf mich warten würde… zu sehen auf dem letzten Foto.
Natürlich bin ich sofort los gefahren und als ich dort ankam erwartete mich ein etwas verängstigter Yoschy in der Falle. Er schien mich nicht recht einschätzen zu können und so krabbelte ich erstmal in die Falle zu ihm. Plötzlich war es als hätte jemand einen Schalter umgelegt und er schien mich zu erkennen. Er begrüßte mich überwältigend und war außer sich vor Freude!! Ich legt ihm dann die Leine um und es war selbstverständlich, dass er mit mir zum Auto ging und auch dort einstieg.
In dem Moment war es, als wäre er nie weg gewesen und als hätte es diese ganzen Wochen voller Angst niemals gegeben. Diese grausamen Wochen voller Angst, in denen ich so oft überwältigt wurde von der Angst ihn nie wieder zu sehen und in denen ich so bitter bereute nicht auf mein Herz gehört zu haben. Es war dieser Moment in dem ich beschloss, dass ich ihn niemals wieder gehen lassen würde und ich bin mir bis heute sicher, dass das auch von Anfang an sein Wunsch war.
So lebt Yoschy also seit einigen Jahren hier am Hof und ich werde ihn um keinen Preis der Welt jemals wieder hergeben wollen, aber es wäre toll, wenn auch Yoschy liebe Menschen finden würde, die ihn finanziell etwas unterstützen, damit wir ihm hier ein schöneres Leben bieten können. Nach diesen ganzen Strapazen hat er das so sehr verdient.
Der folgende Pate unterstützt Yoschy:
Hilde Ihnen
Yoschys Futternapf ist bisher nur zu 30 % gefüllt.