Sorgenkind Sammy
Bereits kurz nach ihrer Ankunft offenbarte sich das ganze Ausmaß ihres Elendes. Sammy hatte wahnsinnig große Angst vor dem Kontakt mit Menschen. Sobald man nur ihren Raum betrat schien ihr Atem zu stocken und sie machte unter sich. Bald mussten wir feststellen, dass diese Angst sich nicht nur auf den Menschen beschränkte. Sammy zeigt ein ähnliches Verhalten, sobald andere Hunde in ihre Nähe kamen.
In den ersten Wochen haben wir oft den Versuch unternommen ihr näher zu kommen. Manchmal hilft es schon, wenn man sich einfach still neben so einen traumatisierten Hund setzt und abwartet. Die Ruhe die man dabei ausstrahlt überträgt sich auf das Tier und irgendwann bekommt man über diese ständige ruhige Anwesenheit einen Zugang zu dem Tier.
Nicht so bei Sammy. Wenn ich neben ihr saß, dann hatte ich oft das Gefühl, sie würde am liebsten sterben wollen, nur um der Situation zu entfliehen. Ihre Angst saß so tief und sie schien für sich beschlossen zu haben, dass sie nie wieder einem Menschen ihr Vertrauen schenken möchte.
So gaben wir diese „Sitzungen“ irgendwann traurig auf und beschränkten uns darauf, dass wir Sammy wenigstens das Leben mit einem anderen Hund ermöglichen wollten. An dieser von ihre gewählten völligen Einsamkeit wäre sie aus unserer Sicht irgendwann auch zu Grunde gegangen. Da unser Bootsmann zu der Zeit auch sehr einsam war, weil seine beste Freundin Ruby kurz zuvor vermittelt worden war, schien er der ideale Lebenspartner für Sammy.
Um es kurz zu machen: Bootsmann war vom ersten Tag an total begeistert von Sammy. Er hatte seine Einsamkeit offensichtlich gründlich satt und war bereit seine heiß geliebte ehemalige Ruby sofort gegen Sammy einzutauschen. Das kam uns natürlich völlig gelegen, denn er machte Sammy den Hof und zeigte ihr immer wieder, dass sie seiner Meinung nach die tollste Frau der Welt ist. Es dauerte zwar Wochen, aber es kam doch wie es kommen musste. Sammy erlag Bootsmanns Charme und zu unserer größten Erleichterung sahen wir eines Mittags, wie die Beiden gemeinsam an einem großen Loch buddelten. Immer Abwechselnd scharrten und kratzten sie an einem riesengroßen Loch und schienen jede Menge Spaß auf ihre „Baustelle“ zu haben.
Von dem Tag an war das Eis gebrochen und Sammy hatte ihren Lebensgefährten gefunden. Bootsmann war nicht weniger glücklich und die ganze Sache hatte noch einen anderen, sehr positiven Nebeneffekt: Bootsmann hatte ja im Laufe der Zeit eine sehr innige Beziehung zu uns aufgebaut und Sammy beobachtete es – zwar aus sicherer Entfernung – sehr genau, wenn er mit uns schmuste, seine Streicheleinheiten und auch das eine oder andere Leckerlie bekam. Wir konnten dabei unsererseits beobachten, dass Sammy immer neugieriger wurde und die Abstände zu uns immer geringer wurden.
Nach langen Monaten des Wartens kam es wie es kommen musste. Eines Tages stand Sammy einfach neben Bootsmann, als er Aufmerksamkeiten von uns bekam. Wir haben diesen Umstand nicht groß beachtet, sondern ihr einfach ebenfalls ein Leckerlie gereicht und sie hat es uns wie selbstverständlich aus der Hand genommen. Danach war auch das Eis mit uns Menschen gebrochen und Sammy wurde jeden Tag mutiger. Von dem ersten Leckerlie bis zum ersten vorsichtigen Streicheln verging nicht einmal mehr eine Woche. Sie machte riesengroße Fortschritte und was wir innerhalb des mittlerweile vergangenen Jahres kaum noch zu hoffen gewagt hatten, wurde plötzlich wahr. Sammy hatte ihre Angst uns gegenüber abgelegt.
Da Sammy damals noch sehr jung war, noch nicht einmal das zweite Lebensjahr vollendet hatte, dachten wir daran, dass es nun Zeit wäre sie zu vermitteln. Allerdings zeigte Sammy sich allen anderen Menschen gegenüber sehr mürrisch. Sie hatte nicht wirklich große Angst, sondern anscheinend einfach keine Lust auf andere Menschen.
Da wir recht unsicher waren, wie sie sich weiter entwickeln würde, entschieden wir uns, sie vorerst in eine Pflegefamilie zu geben, um zu schauen, ob sie sich umgewöhnen würde. Gut das wir diesen Versuch unternahmen, denn Sammy gewöhnte sich nicht um. Wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass sie sich an die neuen Menschen auch binden würde, wenn nur genug Zeit vergeht. Dem war leider nicht so und wir brachen den Versuch nach einem Jahr erfolglos ab und holten Sammy zurück an den Hof.
Sammy hatte innerhalb eines Jahres überhaupt keine Bindung zu den neuen Menschen aufgebaut. Sie hat zwar gelernt an der Leine spazieren zu gehen und ihre Geschäfte draußen zu verrichten, aber damit war es mit den Erfolgen dann auch schon beendet. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, aber das Pflegefrauchen berichtete mir immer wieder, dass sie keinerlei Bezug zu Sammy bekam. Sammy hockte in der Wohnung nur in einer Ecke und nahm überhaupt nicht am Familienleben teil und das fast ein ganzes Jahr lang.
Wir beschlossen dann gemeinsam, dass wir schauen wollen wie Sammy reagiert, wenn sie wieder in ihre alte Umgebung hier an den Hof kommt. Bereits einige Tage später war es soweit und ich hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht mit einer Sammy, die sich so sehr freute.
Ich beobachtete sie bereits, als sie aus dem Auto stieg und war im ersten Moment geschockt über das anscheinend leblose Wesen das mir da entgegen kam. Dieses leblose Wesen änderte sich schlagartig als ich sie leise ansprach. Sie zerrte an der Leine und eilte auf mich zu. Im Hof wurde sie von der Leine gelassen und vollführte wahre Freudentänze. Ihrem Pflegefrauchen standen vor Rührung die Tränen in den Augen, denn so hatten sie ihre Sammy nicht ein einziges Mal erlebt.
Dann kam der Augenblick, als Bootsmann bemerkt hatte wer da zu Besuch kam. Er heulte und jaulte und es war eine Freude die Begrüßung der Beiden mit anzusehen. Nach erfolgter ausgiebiger Begrüßung legte Sammy sich sofort wieder auf ihren alten, angestammten Platz, auf dem sie schon damals immer so gern gelegen hatte. Sie lies keinen Zweifel daran, dass nicht wieder mit zurückfahren würde und so haben wir beschlossen, dass Sammy wohl ihr Leben am besten bei uns verbringt.
Da auch Sammys Leben jeden Tag Geld kostet, braucht auch sie liebe Menschen, die sie mit einer Patenschaft unterstützen und ihr ihr Leben hier ermöglichen.
Die folgenden Paten unterstützen Sammy
Hildegard Weßel und Carola Stangle
Da Sammys Futternapf erst halb gefüllt ist, wünscht sie sich noch weitere Paten